„Prüfet alles und behaltet das Gute!“ (1. Thessalonicher. 5,21) Diesen Rat gibt der Apostel Paulus seinen Freundinnen und Freunden vor fast 2000 Jahren. Sie sollen ihre unterschiedlichen Bräuche und Gewohnheiten hinterfragen und prüfen, was einem guten Miteinander dient und den Glauben an Christus stärkt.
Mich bewegt diese Empfehlung. Sie lässt mich auf mein eigenes Leben blicken und fragen: was tut mir und anderen gut, wo will ich etwas ändern? Sie kann mich dankbar machen für das, was ich an Gutem erlebe und aufmerksam für das, was andere beschäftigt.
Es ist oft nicht leicht, aus der Fülle von Bildern und Informationen, die auf uns eindringen, Wahres vom Falschen zu unterscheiden und sich klar zu positionieren. Das kann verunsichern und Angst machen.
Zugleich hat unser Glaube aber einen Schatz an Hoffnung und Zuversicht. Von „Fröhlichkeit“, „Dankbarkeit“ und vom Beten spricht Paulus. Und davon, dass Gott treu an der Seite seiner Menschen steht, auch in schweren Zeiten. Gott traut uns Mut zum Guten zu und die Fähigkeit, es zu erkennen.
Paulus ist es wichtig, nicht vorschnell zu urteilen. Sondern hinzusehen, hinzuhören, zu verstehen – eben zu prüfen – und erst dann zu entscheiden, was dem Guten dient: „Haltet Frieden untereinander.“ „Tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen“, „jagt dem Guten nach, füreinander und für jedermann.“
Würden wir das doch alle tun - gegen Unfrieden, Vorurteile, Hass und Hetze. Und dann erlebe ich, wie ein russischer und ein ukrainischer Christ gemeinsam um Frieden beten. Wie sich ein Kollege entschuldigt, weil er jemanden ausgeschlossen hat. Wie eine Schülerin einen Mitschüler zur Rede stellt, der eine andere mobbt. Und eine Nachbarin sagt: ich bete für dich.
Das ermutigt mich. Menschen hören anderen zu, nehmen sie ernst und lassen sich nicht mitreißen von Parolen. Ich bin sicher, dass - persönlich, kirchlich und gesellschaftlich - an vielen Stellen Gutes entsteht und bleibt, wenn wir zusammenhalten und uns nicht entmutigen lassen. Gemeinsam beten, fröhlich sein, Zuversicht haben und unsere Sorgen teilen: So können wir Hoffnung schöpfen, Hass und Zwietracht die Stirn bieten und denen, die Hilfe brauchen oder Angst haben, die Hand reichen.
Darin wird Jesu Botschaft von Freiheit und Menschenliebe sichtbar und erfahrbar und ich hoffe, dass dieser Geist uns im neuen Jahr berührt – auch die, die sich verhärtet haben oder verzweifelt sind.
„Prüft alles und behaltet das Gute“ – möge es Ihnen in 2025 gelingen, mit Gottes Kraft und seinem Segen.
Ihre
Ulrike Scherf
Stellvertretende Kirchenpräsidentin